Depression

Unsere Stimmung unterliegt gewissen Schwankungen, mal ist sie besser, dann wieder weniger gut. Kurze Phasen der Unlust und Niedergeschlagenheit hat jeder schon einmal erlebt und sind auch völlig normal.
Eine depressive Erkrankung im medizinischen Sinne ist jedoch keine vorübergehende Phase, sondern eine ernsthafte Krankheit. Sie zählt mitunter zu einer der häufigsten psychischen Störungen. Hier können sich Betroffene nur in den seltensten Fällen allein von ihren negativen Gedanken, dem Schwermut und der Antriebslosigkeit befreien und benötigen professionelle Unterstützung.

Hauptmerkmale einer Depression:

Die ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) trifft für depressive Episoden eine Schweregradunterscheidung von leichten (F32.0), mittelgradigen (F32.1) und schweren (F32.2) depressiven Episoden. Der Schweregrad der depressiven Störung richtet sich nach der Anzahl der erfüllten Haupt- und Zusatzsymptome. Darüber hinaus lassen sich depressive Störungen nach Verlauf und Dauer klassifizieren. Hier gilt, dass (leichte, mittelgradige oder schwere) depressive Episoden zumindest 14 Tage andauern müssen, um die entsprechende Diagnose bei Vorliegen der Kriterien stellen zu können

Gedrückte Stimmung

Den Betroffenen scheint alles verändert, fast fremd, trübsinnig, es überwiegt eine traurige Stimmung. Vielfach wird aber auch ein Zustand der Gefühllosigkeit oder der inneren Leere beschrieben.

Freud- bzw. Interessensverlust

Kaum etwas macht noch Freude. Soziale Kontakte werden vernachlässigt, nicht selten auch weil sich depressive Personen von Mitmenschen unverstanden fühlen und ihre Freude und Ausgelassenheit nicht teilen können. Das Haus wird kaum noch verlassen und nichts mehr unternommen, es beginnt ein Rückzug in die soziale Isolation.

Verlust des Antriebs

Mit dem Verlust der Freude geht auch der Antrieb verloren. Personen, die an einer Depression erkrankt sind, fallen viele Dinge im Alltag unfassbar schwer, weshalb sie sich zu vielem aufraffen und mehr oder weniger zwingen müssen.

Weitere Symptome

Darüber hinaus leiden viele Betroffene unter Schlafstörungen. Sie haben Schwierigkeiten einzuschlafen, schlafen unruhig oder wachen immer wieder auf. Der Mangel an Schlaf führt dazu, dass sie sich ständig müde und energielos fühlen, was wiederum die Symptome verstärkt. Viele Erkrankte haben wenig Appetit und verlieren an Gewicht, andere neigen zu Heißhunger und nehmen deutlich an Gewicht zu. Das Denken und Handeln sind verlangsamt, Konzentrationsstörungen oder innere Unruhe begleiten den Alltag. Eine Depression wirkt sich auch auf den Körper aus: Gliederschmerzen, Kraftlosigkeit, Kopfweh, Magenbeschwerden oder Kreuzschmerzen, aber auch eine verringerte Libido können vorkommen.

Menschen mit Depressionen leiden an mangelndem Selbstwert, beurteilen sich typischerweise sehr schlecht, betrachten sich als wertlos und glauben demnach oft, auf irgendeine Art selbst für die Ursache der Erkrankung verantwortlich zu sein – die Krankheit wird demnach als Folge persönlichen Versagens angesehen, Schuldgefühle belasten stark. Der Glaube in die eigenen Fähigkeiten fehlt bei diesem Krankheitsbild.

Komorbidität

Depressionen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und in ihrem Verlauf variieren.
Nicht immer muss es für eine Depression einen klaren Auslöser geben. Sie sind oft Begleiterscheinung von anderen psychischen Erkrankungen. Häufig treten sie gleichzeitig mit Angststörungen, Zwangsstörungen oder Posttraumatischen Belastungsstörungen auf, aber auch in Verbindung mit Essstörungen und somatoformen Störungen.

Behandlung

Ist jemand an einer Depression erkrankt, so nimmt sie je nach Schwere viele Bereiche seines Lebens ein. Wohlbefinden, Gefühle und Stimmung, Lebensmut, Tatendrang, Energie und Arbeitskraft sind davon betroffen. Der Betroffene leidet sehr unter diesem Zustand, ist gleichzeitig aber wie gelähmt. Er fühlt sich unfähig, wertlos und schwach.
Nicht selten kommt es vor, dass sich Menschen aufgrund von falschen Scham- oder Schuldgefühlen scheuen, über ihre Gefühle zu sprechen. Diese hohe Hemmschwelle führt zu unnötig verlängertem Leid. Insbesondere, wenn Selbstmordgedanken akut präsent sind, ist es wichtig, so schnell wie möglich Unterstützung zu holen und sich jemandem anzuvertrauen. Depression ist eine Krankheit, die ernst zu nehmen ist und deren man sich nicht zu schämen braucht. Man muss sie behandeln, wie jede andere auch.

Antidepressiva: Behandlung von Depressionen mit Medikamenten

Bei der medikamentösen Therapie der Depression spielen Antidepressiva eine zentrale Rolle. Diese sollen das Gleichgewicht der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn wiederherstellen. Entgegen der Befürchtungen mancher Patienten machen diese Medikamente nicht abhängig und verändern auch nicht die Persönlichkeit. Allerdings dauert es zu Beginn einige Zeit bis Antidepressiva ihre Wirkung entfalten. Zusätzlich kann es in dieser Phase öfter zu Nebenwirkungen kommen. Die Betroffenen müssen zunächst also etwas Geduld mitbringen, bis eine Wirkung spürbar wird.

Nach Beginn der Behandlung sollten die Medikamente mindestens fünf bis sechs Monate eingenommen werden – auch dann, wenn es dem Patienten wieder deutlich besser geht. Anschließend sollte mit einem Facharzt besprochen werden, ob das Medikament allmählich wieder abgesetzt werden kann oder ob es zur Vermeidung von Rückfällen längerfristig eingenommen werden soll.

Klinisch-psychologische Behandlung

Das Erkennen der eigentlichen Schwierigkeiten und Probleme ist der erste wichtige Schritt zu Hilfe und Heilung. Ausgangspunkt der kognitiven Therapie ist die Annahme, dass Depressionen mit automatischen negativen, selbstabwertenden Wahrnehmungs- und Denkmustern zusammenhängen. Diese Muster können das Denken, die Gefühlswelt und das Verhalten betreffen. Meist ist gut nachvollziehbar, dass sie aufgrund früherer Erfahrungen erlernt wurden, in der Gegenwart sind sie jedoch oft realitätsfremd, unlogisch oder verzerrt. Die klinisch-psychologische Behandlung setzt an dem durch die Depression veränderten Erleben (Denken, Fühlen) und Verhalten an. In der Behandlung geht es vor allem darum, depressionstypische Denkmuster, negative Gefühle und passive Verhaltensweisen abzubauen und durch aktive, positive Verhaltensmuster zu ersetzen. Ziel der Behandlung ist es, wieder Energie zu gewinnen, die Stimmung zu stabilisieren und an den zugrundeliegenden Mustern zu arbeiten. Negative Denkmuster wie Selbstzweifel und Schuldgefühle, die die Niedergeschlagenheit immer weiter verstärken, werden Schritt für Schritt durchbrochen, damit ein positiveres Selbstbild entstehen kann.

Am Ende der Therapie geht es darum, den Therapieerfolg zu stabilisieren und Strategien zu erlernen, um Rückfällen vorzubeugen bzw. beim ersten Wiederauftreten von Symptomen rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

In Notfällen: Hilfreiche Links bei akuten Selbstmordgedanken

Psychosoziale Beratungsstellen in der Steiermark

https://www.gesundheitsfonds-steiermark.at/plattform-psyche/

Telefonseelsorge

https://www.telefonseelsorge.at/home
Tel.: 142

KIT – Kriseninterventionsteam Steiermark für psychosoziale Akutberatung

Tel.: 130

Rat und Hilfe bei Suizidgefahr

Tel.: 0810/977 155

WEIL -Weiter im Leben
Hilfe für suizidgefährdete junge Menschen und deren Angehörige
Online-Beratung

http://weil-graz.org/

Quellenangaben und Literaturtipps:

Hautzinger, M. (1998). Depression. Fortschritte der Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe.

Zwick, J. & Hautzinger, M. (2018). Dem Leben wieder Farbe geben. Aktiv werden, Denkmuster verändern, Depressionen überwinden. Weinheim: Beltz-Verlag.

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